Der Sinn des Lebens, der mich vielleicht retten kann

 

Während der Belagerung von Stalingrad wurde ein kleines Mädchen evakuiert. Ihr Name war Lenočka – ihren Nachnamen hatte sie vergessen, denn sie war noch so klein. Sie hatte alles verloren: ihre Mutter, ihren Vater, ihre Großmutter, ihren Bruder.

Eine Spezialeinheit fand sie mitten im eisigen Winter – in einer Wohnung, wo sonst niemand mehr lebte. Viele Kinder waren damals allein zurückgeblieben. Lenočka wurde in ein Kinderheim gebracht. Sie wusste nicht mehr, wie sie dort gelandet war – so erschöpft, so still, fast durchsichtig. Sie sprach nicht, sie aß nicht. Sie saß nur da, oft auf einem Stuhl am Ofen, mit leerem Blick.

Die Erwachsenen dachten: Sie wird es nicht schaffen. Viele Kinder starben damals – an Hunger, an Kälte, an Traurigkeit.

Doch dann kam ein junger Feuerwehrmann – Kolja, vielleicht zwanzig Jahre alt, mit nur einem Bein. Er nahm einen alten Stofflappen, schnitt, nähte, faltete – und machte eine kleine Puppe daraus. Mit einem Bleistift malte er ihr Augen und einen Mund. Dann gab er sie Lenočka – und sagte ernst:

„Diese Puppe ist sehr krank, Lenočka. Sie ist ganz schwach, und sie weint nicht mal mehr. Du musst dich gut um sie kümmern. Du bist jetzt ihre Mutter. Du musst ihr beibringen zu essen. Wenn du dich nicht um sie kümmerst, wird sie sterben.“

Lenočka nahm die Puppe in ihre kleinen Arme. Sie wiegte sie. Sprach mit ihr. Flüsterte ihr Zärtlichkeiten zu. Gab ihr Mittagsbrei – und begann selbst wieder zu essen.

Sie lebte. Weil sie begriff: Da ist jemand, der mich braucht. Und wer gebraucht wird, darf nicht aufgeben.

Jahre vergingen. Lenočka wuchs auf. Sie wurde Krankenschwester – ihre Hände waren immer beschäftigt, ihr Herz immer voller Wärme.

Denn sie hatte gelernt: Wenn du jemanden hast, um den du dich kümmern kannst – dann hast du auch einen Grund zu leben.

 

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