Im letzten Blogartikel ging es um die Borderline Persönlichkeitsstörung, die wir immer häufiger vom Auftreten her beobachten können. Was aber ist eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), gibt es Unterschiede zur BPS und wenn ja, wie zeigen sich diese?
Eine PTBS weist in ihrer Symptomatik zahlreiche Gemeinsamkeiten zu einer BPS auf. So leiden in beiden Fällen Betroffene an belastenden, negativen Gedanken und Stimmungen wie fehlendem Selbstvertrauen und Vertrauen in andere, vermindertem Selbstwert und erhöhter Reizbarkeit. Auch PTBS-Klienten neigen zu Gedankenspiralen und können von emotionaler Leere und Gleichgültigkeit betroffen sein. Dass sie sich, wie auch BPS-Betroffene, aus dem eigenen sozialen Umfeld zurückziehen, ist keine Seltenheit. Auch dissoziative Störungen wie Gedächtnisverlust können einen Aspekt einer PTBS ausmachen.
Negative Gedanken und Stimmungen äußern sich hier beispielsweise in Gedankenspiralen mit quälenden Fragen (bspw. „Trage ich (Mit-)Schuld?“, „Hätte ich es verhindern können?“) oder der Wut auf die Person oder den Umstand, die bzw. der das Trauma ausgelöst hat oder Personen, von denen Betroffene sich nicht genügend unterstützt gefühlt haben. Im Falle eines sexuellen Missbrauchs können dies beispielsweise nahe Verwandte oder vorbeigehende Zeuginnen sein, aber auch die Polizei.
Erinnerungen an das traumatisierende Geschehen, für deren Auftritt zum Teil ein Sinneseindruck (wie z.B. ein Geruch) ausreicht, können auch Flashbacks auslösen, das heißt, die betroffene Person wird in die Situation zurück „katapultiert“ und erlebt sie gedanklich erneut, sodass die seelischen und auch körperlichen Schmerzen wieder genauso auftreten, wie im Augenblick des Geschehens. Oftmals leiden Betroffene an wiederkehrenden Alpträumen in Zusammenhang mit ihrem Trauma.
Flashbacks oder Alpträume können auch körperliche Beschwerden (etwa Schmerzen) hervorrufen. Schlaf- und Konzentrationsstörungen sind ebenfalls häufig Teil einer PTBS. Insgesamt befinden Betroffene sich in einer Art „Hab-Acht-Stellung“ – sie sind nervös und befürchten ständig, dass ihnen jemand begegnet oder etwas geschieht, was sie dazu zwingt, ihr Trauma erneut zu durchleben.
In der ständigen Angst oder Sorge, das Geschehene könnte die betroffene Person wieder einholen, liegt auch der Grund für die erhöhte Reizbarkeit infolge einer PTBS. Es kann vorkommen, dass Betroffene auf einen Trigger, der die Erinnerung ausgelöst hat, stark und mitunter impulsiv reagieren. Hier überschneiden sich die Symptome der BPS und der PTBS. Auch kann es zu körperlichen Reaktionen wie z.B. starkem Schwitzen, Zittern oder Atembeschwerden kommen.
Eine weitere Gemeinsamkeit zur BPS ist der Rückzug aus dem sozialen Umfeld. Allerdings ist dies bei einer PTBS eher darauf zurückzuführen, dass Betroffene Situationen entgehen möchten, die sie an das traumatisierende Erlebnis erinnern. Hierfür neigen sie dazu, Orte oder Menschen sowie bestimmte Aktivitäten oder Themen zu meiden, die damit in Verbindung stehen. Dieses Vermeidungsverhalten geht so weit, dass sie sich komplett isolieren und sogar das Interesse an Dingen verlieren, für die sie zuvor Begeisterung gezeigt haben.
Oft fühlen PTBS-Betroffene eine emotionale Leere bis hin zum Verlust der Verbindung zu sich selbst und dem eigenen Leben. Unterbewusst findet oft ein Verdrängungsprozess statt, der wichtige Teile des traumatischen Geschehens aus dem Gedächtnis von Betroffenen löscht. So fehlt ihnen mitunter die Möglichkeit, das Erlebte vollständig zu verarbeiten.
Bei Kindern äußert sich eine PTBS durch das Nachspielen traumatischer Erlebnisse in symbolischen Bildern oder Handlungen oder durch die Entwicklung von Verhaltensauffälligkeiten wie etwa Aggressivität. Unabhängig von ihrer Ausprägung kann eine PTBS den Auslöser für weitere psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen) darstellen.
Die Entwicklung zu einer BPS liegt ebenfalls nahe, da beide Störungsbilder sehr ähnliche Merkmale aufweisen. Wie bereits beschrieben, liegt der Ursprung einer BPS häufig in einer vorhergehenden PTBS.
Ursachen
Wie bei BPS, ist sexueller Missbrauch ein typisches Beispiel für einen PTBS-Auslöser. Insgesamt sind Geschehnisse, welche starke körperliche oder seelische Verletzungen hervorrufen (weitere Beispiele sind miterlebter Krieg, ein Herzinfarkt oder der Tod eines nahestehenden Menschen) und ein lebensbedrohliches Gefühl (bei sich oder in Bezug auf andere Menschen) ausgelöst haben, als mögliche Ursachen für eine PTBS zu werten.
Hilfreiche Methoden zur Symptomlinderung und Aufarbeitung finden sich HIER.
Foto von Julia Taubitz auf Unsplash
Kommentar schreiben