Extravertiert vs. introvertiert!

 

Extravertiert vs. introvertiert - klappt das eigentlich in einer Beziehung? Ist das eine "besser" als das andere und was müssen so unterschiedliche Paare beachten? 

 

Nach dem Sprichwort »Gegensätze ziehen sich an« fühlen sich Extra- und Introvertierte bei der Partnerwahl oft voneinander angezogen. Ein Beispiel: 

 

Erik und Inge lernen sich bei der Arbeit in einer Bank kennen. Inge bewundert an Erik seine charmante und offene Art im Kontakt mit Kunden und Kollegen. Sein lockeres, selbstbewusstes Auftreten und die gute Laune, die er meistens verströmt, findet sie ungeheuer anziehend. Er macht es ihr leicht, ins Gespräch zu kommen, da er gern und viel redet und somit nicht, wie bei manch anderen Bekanntschaften, unangenehme Gesprächspausen entstehen.

 

Erik findet Inges stilles Wesen sehr anziehend und tiefgründig. Inge ist eine gute Zuhörerin, und wenn sie etwas sagt, hat es immer Hand und Fuß. Ihn fasziniert ihre Unabhängigkeit. Man trifft sie eher selten beim Kaffeeklatsch mit Kollegen, auch an gemeinsamen Mittagessen nimmt sie nicht oft teil. Sie kann gut für sich sein, wirkt dabei jedoch nicht abweisend oder unfreundlich.

 

Erik und Inge verlieben sich ineinander. Im ersten Jahr ihrer Beziehung bemühen sich beide sehr, dem anderen zu gefallen. Allmählich treten jedoch ihre unterschiedlichen Kontaktbedürfnisse an die Oberfläche. Erik hat einen großen Freundes- und Bekanntenkreis, liebt Geselligkeiten und ist immer auf der Suche nach Unterhaltung. Inge bleibt gern allein oder zu zweit zu Hause. Ab und zu lädt sie enge Freunde zu einem Abendessen ein. Auf Partys verbringt sie die zweite Hälfte des Abends damit zu nörgeln, sie wolle nach Hause, während Erik noch voll in Fahrt ist.

 

Sie streiten sich immer häufiger: Erik wirft Inge vor, sie sei eine »Spaßbremse« und habe Hemmungen, aus sich herauszugehen. Inge entgegnet, sein oberflächliches Platzhirschgehabe widere sie an. Außerdem macht es Erik rasend, wenn Inge bei Auseinandersetzungen »dichtmacht« und sich »hinter ihre Mauer« zurückzieht, anstatt das Problem zu klären. Inge hingegen fühlt sich oft von Erik an die Wand geredet. In Diskussionen mit ihm bleibt ihr kaum Zeit zum Nachdenken.

 

In der Beratung bei uns kommen sie dahinter, dass der andere nicht »stur und uneinsichtig« ist, sondern Erik lediglich extra- und Inge introvertiert ist. Seitdem können sie ihr Anderssein viel besser verstehen und respektieren. Sie haben einen festen Abend eingerichtet, an dem sie gemeinsam zu Hause bleiben. Erik trifft sich öfter allein mit Freunden, während Inge es genießt, an jenen Abenden für sich sein zu können. Auf Partys nimmt Inge sich ein Taxi, wenn sie nach Hause möchte. Bei Meinungsverschiedenheiten akzeptiert Erik, dass Inge erst einmal Zeit zum Nachdenken braucht. Sie verabreden sich, die Diskussion am nächsten Tag fortzusetzen.

 

Beziehung geht also. Nur noch mehr als in anderen Beziehungen gilt's für beide, die Andersartigkeit des Partners, der Partnerin, zu akzeptieren und NICHT zu beurteilen - etwa als "falsch", "dumm" oder wie auch immer. Das Motto darf lauten: "Ja, wir sind anders, deswegen müssen wir manche Dinge anders machen!" 

 

Übrigens sind Paare, die Reibungswärme in der Partnerschaft haben, oft deutlich länger füreinander sexuell attraktiv als Paare, die ganz viel Harmonie und Gleichheit in der Beziehung erleben. Das ist für beide eine sehr gute Botschaft, wenn die Verschiedenheit ausgehalten werden kann: Denn der Sex bleibt länger spannend und aufregend und wird nicht zur freundschaftlichen / zu vertrauten Begegnung! 

 

 

Photo by Taisiia Stupak on Unsplash

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