Der größte Clou unseres EGOs ist die Vorstellung, wir wären von allen und allem getrennt. Daraus entstehen die verschiedensten Formen des Leidens: Die Gedanken, jemand könne mich verletzen, jemand sei mir über- oder unterlegen, ich sei alleine und irgendwie verloren. Was hilft SCHNELL, diese Gedanken und Gefühle in das Reich der Märchen zu verweisen, wo sie hingehören?
Gefühle von Isolation als Verblendung erkennen
Dieser Schritt des Erfahrens und Erkennens kann intellektuell nicht wirklich sicher vermittelt werden. Erst durch eigene Erfahrungen kann sich das Wissen um unsere untrennbare Verbundenheit manifestieren.
Es ist immer wieder eine faszinierende Meditation, wenn wir uns irgendeinen Gegenstand nehmen, wie zum Beispiel unser T-Shirt, unsere Schuhe, einen Tisch, ein Buch, ein Glas Wasser, unsere Hand oder jeden anderen beliebigen Gegenstand und uns völlig in dieses Objekt vertiefen. Woraus besteht es? Wir wurde es geschaffen? Wer und was waren daran beteiligt? Welche Bedingungen waren dafür notwendig? Und welche Bedingungen waren wiederum nötig, um diese Bedingungen zu schaffen?
Diese Aneinanderreihung lässt sich noch lange fortsetzen. Das ist der Einstieg in eine unendliche Verästelung, die uns sehr klar zu vermitteln vermag, wie unlösbar verbunden wir mit allen Dingen sind. Wenn wir stark an Vorstellungen von Getrenntheit anhaften, wenn wir uns den Erkenntnissen von Verbundenheit widersetzen und lange unsere Verblendungen wiederholen, dann benötigen wir eine Reihe von Übungen, um diesen Ideen ein Ende zu setzen.
Ein Klient litt nach der Trennung von seiner Exfrau lange an einer Angststörung. Nachts konnte er das Licht nicht löschen, denn scheinbar war irgendeine numinose Bedrohung im Dunkeln, die ihn in Entsetzen versetzte. Wir kennen diese numinosen Bedrohungen aus frühkindlichen Traumata oder Vernachlässigungserfahrungen. Sie sind auch therapeutisch sehr schwer zugänglich, da sie rein im Unbewussten beheimatet sind (erst ab dem Alter von 3 Jahren dominiert das rationale und erinnernde Denken).
Jedenfalls versagten alle rationalen und gesprächszentrierten Coachingmethoden völlig. Die Ängste blieben. Erst als wir via Trance- und Hypnosetechniken den mehr unbewussten Anteil seiner Persönlichkeit ansprachen kamen wir den Gefühlen von Isolation und Getrenntsein auf die Spur. Damit konnte der Heilungsprozess beginnen und der Gedanke der untrennbaren Verbundenheit mit allem, was ist, begann in dem Bewusstsein des Klienten sicher verankert Fuß zu fassen.
Übrigens ist der Gedanke der universalen Einheit in den verschiedensten spirituellen Richtungen zu finden. Sowohl der Buddhismus wie der Taoismus, der Hinduismus und das Christentum kennen diesen Leitsatz der Wirklichkeitserklärung. Leider wird er hier durch religiöse Unterweisungen in diesbezüglichen Institutionen oft verdunkelt. Auch der Atheist findet über die theoretische Physik (Quantenmechanik etc.) und die Biologie (Ökologie als Erklärungssystem für biologische Systematik) Zugang zum Modell der umfassenden Einheit.
Übung:
Stell Dir einen Menschen vor, mit dem Dich wirklich viel verbindet. Geh in die Details, es kann gar nicht anschaulich genug sein. Auch körperliche Merkmale können hier genannt werden!
Anschließend stell Dir einen Menschen vor Dein inneres Auge, mit dem Dich scheinbar gart nichts verbindet. Den Du vielleicht sogar ablehnst und / oder unsympathisch findest. Auch hier suche nach Gemeinsamkeiten. Vielleicht sogar nach Dir sehr, sehr unangenehmen Gemeinsamkeiten: Bin nicht auch ich manchmal gewalttätig? Verbal oder nonverbal? Bin nicht auch ich vielleicht manchmal nicht zur Versöhnung bereit, sondern eher zu dessen genauem Gegenteil? Strebe ich nicht auch manchmal zur Macht über andere? Gehe ich nicht aus Angst manchmal in das Gefühl der inneren oder äußeren Überlegenheit über andere? Richte ich nicht manchmal auch zu schnell?
Das Fazit wird der Gedanke der universalen Menschlichkeit. Formulieren kann ich das christlich ("Einer ist Euer Vater im Himmel, ihr alle aber seid euch Brüder und Schwestern!"), buddhistisch / hinduistisch ("Unsere Seelen sind schicksalhaft verwoben!") oder neutral ("Auch er / sie ist Teil der einen Menschheitsfamilie!" Danielle Ganser). Hier hört dann auch mein persönliches Leiden auf, denn ich erkenne es als Teil meiner eigenen Geschichte, meiner eigenen Schöpfung. Und damit - und das ist eine SEHR gute Botschaft! - kann ich es auch selbst jederzeit beenden. Vielleicht mit Hilfe, gewiss, aber die Initiative kann und darf von mir selbst kommen.
Photo by Shane Rounce on Unsplash
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