Letztlich ist das die Botschaft über Generationen hinweg gewesen: Du genügst nicht. Du bist / machst falsch. Du bist zu laut, zu begriffsstutzig, zu viel, zu emotional, zu ... Und vor allem SPIEGELST Du viel zu sehr: Mich, meine Mutter, meinen Vater, meine eigenen tiefen und nicht geheilten Verletzungen. Dafür schreie ich Dich an, vielleicht schlage ich Dich sogar.
Wie geht es aber anders? Besser? Generationsübergreifend heilend?
Szene auf einem Rastplatz irgendwo in Deutschland. Ich steige aus meinem Auto aus, will eine Pause machen. Ein paar Autors weiter steht ein vielleicht achtjähriges Kind vor seiner Mutter, die fast pausenlos auf es einschreit. Der Junge reagiert praktisch nicht, wirkt wie tot. Die Worte prasseln an ihm ab, längst ist er es schon gewohnt. Die Mutter schreit weiter und bringt es tatsächlich fertig, während meiner gesamten etwa zehnminütigen Pause ihren Tonfall und die Lautstärke zu halten. Wen sie wohl tatsächlich anschreit? Wer hat das kleine Mädchen, das sie selbst einmal war, so behandelt?
Eine andere Szene, diesmal auf dem Parkplatz eines Mittelaltermarktes in Schwaben. Wieder ist es ein kleiner Junge, ca. neun bis zehn Jahre alt. Interessiert hat er einen Schmetterling gefangen und reißt ihm nun einen seiner beiden Flügel ab (tatsächlich eine Verhaltensauffälligkeit, die auf ein systemisches Problem in der Familie hinweist. Da ist ein kleiner Junge sehr, sehr wütend und ohnmächtig …). Die Mutter packt ihn am Arm und sie wird nicht laut. Sie zischt ihm vielmehr ins Ohr - aber trotzdem für alle Umstehenden gut vernehmbar -, dass er böse sei. Abgrundtief böse und dass er nicht ihr Sohn sein könne.
Nur zwei Szenen. Nur zwei Familien. Aber ganz ehrlich: Kommt Dir die zugrundeliegende Energie nicht irgendwie bekannt vor?
Zuerst musst Du Dich selbst erziehen, dann dein Kind.
Wir kommen nicht drumherum: Werden wir Vater oder Mutter geht es zunächst einmal darum, unser eigenes Inneres Kind zu heilen und eine liebevolle und nahe Beziehung zu ihm aufzubauen. Anderenfalls werden alle Verletzungen, die es selbst je erleiden musste, nun in Deinem Verhalten Deinem Kind gegenüber wieder präsent. Geht gar nicht anders. Dauert vielleicht, denn noch ein Baby anschreien fällt uns schwer. Bei der drei- oder vierjährigen dann aber nicht mehr. Die können wir dann schon den ganzen Tag anschreien.
Spiegelungen der Kinder
Unsere Kinder spiegeln uns unsere Verletzungen. Gnadenlos und absolut zuverlässig. Teilweise mit einem Verhalten, das wir nicht "verstehen". Da kommt dann der Kinderpsychologe zum Einsatz und soll das verflixte Balg, äh, das verhaltensauffällige Kind doch bitte schön reparieren. Notfalls auch gerne mit Psychopharmaka. Funktionieren soll es jedenfalls: Reibungslos! Und still und unauffällig unseren Befindlichkeiten gehorchen.
Also bitte mach vorher den Inner Voice Dialogue. Deinem Kind zuliebe. Den nachfolgenden Generationen zuliebe. Heile Dich selbst und Deine alten Traumata und Du kannst in Zukunft mit Deinem Kind, Deinen Kindern, gewaltfrei kommunizieren.
Dies vorausgesetzt hier noch 12 praktische Tipps für eine gewaltfreie (ich meine hier nicht nur physische Gewalt! Auch psychische oder kommunikative Gewalt gehören unbedingt dazu und sind teilweise sogar schlimmer) Erziehung:
- Nutze die 5:1 Regel: Auf minimal 5 positive, stärkende und nährende Botschaften darf eine Kritik kommen.
- Bist Du eigentlich gut erholt und infolgedessen belastbar? Nein? Super! Dann ist es Dein Job, Dir selbst gut zu tun. Suche Dir Entspannung und beste Maßnahmen für Deine effektive Selbstfürsorge.
- Der König und die Königin: Stimmt Deine Beziehung zum anderen Elternteil? Im besten Fall darf das eine tiefe und erotische Liebesbeziehung sein!
- Wenn Ihr mehrere Kinder habt, sorgt dafür, dass jedes Kind Exklusivzeit mit je einem Elternteil - wechselnd - erhält. Da werden dann gemeinsame Abenteuer erlebt oder das Kind wird in die Welt des Erwachsenen eingeführt.
- Schon mal eine Familienaufstellung gemacht und die Dynamiken innerhalb Deines Familiensystems angeschaut? Nein? Na, dann wird es aber höchste Zeit!
- Zuhören! Klappt auch bei Kindern super. Ernstnehmen und sie zur Zusammenarbeit einladen.
- Lass dir helfen von Deinem Kind! ABER: Da wo das Kind will.
- Respektieren darf man auch Kinder.
- Sorge für Deine Bedürfnisse! Auch Deinen Kindern gegenüber. Manchmal rauchst Du einfach Ruhe und Entspannung. Das darf auch ein Kind respektieren lernen.
- Selbstfürsorge First! Bei einem Notfall im Flugzeug fallen Sauerstoffmasken herunter. Die nimmst Du Dir ZUERST; erst dann versorgst Du auch Deine Kinder mit ihnen. Es nutzt niemandem - auch Deinen Kindern nicht! - wenn Du zusammenbrichst und nicht mehr kannst.
- Meditiere einmal täglich für mindestens sieben Minuten. Gute geführte Meditationen findest Du HIER. Lade auch Dein Kind ein, mitzumachen (funktioniert bereits ab ca. 3 Jahren).
- Hör auf, Deinem Kind Spielsachen zu kaufen. Es hat mit Sicherheit mehr als genug. Schenke ihm stattdessen Zeit und kreative Aktionen. Davon lebt es, teilweise ein ganzes Leben lang!
Und wenn nichts (mehr) funktioniert scheue Dich nicht, Dir Hilfe zu suchen. Das machen die schlauen Menschen - nur die dummen glauben, alles selbst machen zu können / zu müssen! Wir sind für Dich da - KLICK HIER!
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