Die Grundgefühle: Was Liebe und Angst miteinander zu tun haben

Die Angst begleitet uns genauso wie die Liebe permanent. Jederzeit kann ich also eine Entscheidung bezüglich dieser beiden Gefühle treffen. Und - was noch wichtiger ist – ich kann jederzeit mir dieser beiden Gefühle BEWUSST werden. Was im Hinblick auf die Angst mir zu-mindest im westlichen Kulturkreis noch bedeut-samer erscheint, denn die klassische Reaktion auf Gefühle der Angst ist die Verdrängung. Diese zunächst in einer akuten Situation sehr sinnvolle Reaktion ist mittel- und langfristig allerdings pathogen, denn die Unterdrückung der Angst bindet Unmengen an ENERGIE, die für physiologische Prozesse dann nicht mehr zur Verfügung steht. 

 

Bezogen auf unser Thema ist es für eine erfolgreiche Beziehung von entscheidender Bedeutung, ob und wie ich von meiner Angst rede. Es geht dabei nicht um die (vermeintliche) Angst des Partners, sonders stets und ausschließlich um meine eigene und um die fortgesetzte Bemühung, diese dem Partner so mitzuteilen, dass ich bei meiner eigenen Verantwortung für dieses mein Gefühl bleibe. Angst ist also ganz NORMAL!

 

Was für Folgerungen ergeben sich daraus für unsere Beziehungsarbeit? Wie kannst Du JEDEN TAG etwas für Deine Beziehung tun?

 

• Nimm Deine eigene Angst wahr. Spüre sie, fühle sie ganz durch und ordne sie entsprechend ein

 

• Sprich mit Deinem Partner, Deiner Partnerin über Deine Angst. Stelle dabei ganz klar, dass es sich dabei um DEINE Angst handelt und nicht um etwas, für was Dein Partner ursächlich verantwortlich ist: „Hör mal Schatz, lass uns reden. Ich habe Angst Dich zu verlieren! Das hat NICHTS mit Dir oder Deinem Ver-halten zu tun – es ist MEINE Angst und ich möchte sie Dir zeigen, damit Du verstehst, warum ich manchmal so eifersüchtig reagiere.“ Stell ganz klar, dass dieses Reden von Deiner Angst keine Entschuldigung für ein eventuell unpassendes und verletzendes Ver-halten von Dir ist und Du in jeder Hinsicht die Verantwortung übernimmst: Für Deine Gefühle und für ein Verhalten, das seinerseits Deinen Partner verletzt. 

 

• Offene Karten und radikal ehrliche Kommunikation: Erkläre Deine besonderen Herausforderungen – gerne auch „Schwächen“ genannt! Mach klar, dass Dir große Nähe manchmal zu viel wird und Du dann „fliehen“ musst. Erkläre dabei Deinem Partner auch, dass es sich dann NIE um ihn oder sie handelt, sondern um den Schutz Deiner eigenen kindlichen Seele. Auch hier darfst Du wieder die ganze Verantwortung selbst über-nehmen: Um in unserem Beispiel zu bleiben – DU sorgst dafür, Deine Gefühle auch wirklich mitzukriegen und anschließend gut für Dich zu sorgen. Ohne Ausreden, ohne Angst, Dei-nen Partner zu „verletzen“. Der sorgt seiner-seits schon gut für sich selbst (oder darf es ler-nen!). 

 

• Lass Deinem Partner genügend Platz für sein eigenes Leben. Du brauchst ihm oder ihr da-bei gar nicht „vertrauen“! Es reicht völlig, wenn Du Dir selbst vertraust und weißt, dass das Leben gut ist.

 

• Commitment! Die meisten Trennungen kommen daher, dass die Partner – einzeln oder al-le beide – nie richtig in der Beziehung drinnen waren. Nie so ganz entschieden waren für ihren Partner, sondern stets offen oder versteckt nach dem noch „passenderen“ Partner Aus-schau gehalten haben. Das ist dann oft die Suche nach der Mutter oder dem Vater der Kindheit: ENDLICH die perfekte Frau (Mut-ter) oder den perfekten Mann (Vater) finden! Okay, liebe Leserin, lieber Leser: Das ist eine vergebliche Suche! Deine Eltern waren so, wie sie waren und kein noch so perfekter Partner der Welt wird Dir ihre Defizite ersetzen können. Also bitte entscheide Dich für Deinen Partner oder sei ihm oder ihr gegenüber so ehrlich und GEHE! Kein Mensch auf der Welt verdient es als eine Art Kompromisspartner missbraucht zu werden, nur damit Du Dich nicht einsam fühlen musst.

 

Keine Furcht, es geht in der Liebe nicht nur um Angst. Es geht um – Liebe! Und die fängt bei Dir an. Liebst Du Dich nicht selbst in allen Deinen Facetten – und eben auch mit Deiner Angst – kannst Du einen anderen Menschen gar nicht lieben. Du bist einfach zu sehr mit Deinen eigenen Schatten beschäftigt und die zeigt Dir Dein Partner gnadenlos und exakt auf den Punkt ge-bracht! Er spiegelt sie Dir quasi, wir werden das an einer späteren Stelle uns noch genauer an-schauen. Für jetzt ist es nur wichtig zu sehen, dass uns Liebe und Angst, die wir in Bezug auf uns selbst empfinden, in der Partnerschaft wieder begegnen und NICHTS mit dem anderen, aber alles mit Dir selbst zu tun haben! 

 

Lass uns bitte an dieser Stelle mal eine Definition der Liebe versuchen. Liebe ist die Wahrnehmung dessen, was ist, ohne jedes Urteil, ohne Einschätzung oder Beurteilung, und dann die ANNAHME. Genau so, wie er oder sie ist (das gilt auch für jedes andere Objekt oder jede andere Person). Nichts muss verändert werden, nichts wäre besser als es IST. Und die Liebe orientiert sich aus-schließlich an dieser anderen Person, nicht an meinen eigenen Bedürfnissen oder scheinbaren Notwendigkeiten. 

 

Liebst Du schon oder brauchst Du noch? 

 

Lass uns bitte gemeinsam einen Schritt weitergehen. Wenn es nur zwei Grundgefühle gibt – Liebe und Angst – dann habe ich für jede Situation eine ganz einfache Entscheidungsgrundlage: Folge ich der Angst oder entscheide ich mich für Liebe? Die Angst ist eng und eröffnet nur sehr schmale Wege. Oft fühle ich sie rein körperlich vor allem im Hals und oberen Brustbereich und meine Atmung wird schwach und kurz. Die Liebe ist offen und eröffnet eine ganze Fülle von Möglichkeiten. Sie setzt frei, den Partner und mich. Mut erfordert sie, aber wir fühlen sofort, dass wir ganz tief durchatmen können. Dass Wege sich auftun, die vorher gar nicht sichtbar waren. 

 

Was wir so oft „Liebe“ nennen ist eigentlich „Bedürfnis“, ist „ich brauche!“. Das hat nur nichts mit Liebe zu tun, auch wenn uns Hollywood so oft versichert, dass das „Ich brauche Dich!“ die Hochform der romantischen Beziehung darstellt. Nein, das ist Bedürfnisbefriedigung! Nicht mehr und nicht weniger. Auch wenn es oft gar keinen Partnermissbrauch bedeutet, denn mein Pendant ist genauso bedürftig wie ich, sonst würde er sich einen im Wortsinn liebesfähigen Menschen erwählen. WEN wählst Du? Wählst Du aus der Angst heraus, aus dem Bedürfnis, aus irgendwelchen Vorstellungen oder Gedanken – auch übernommenen? Oder aus Deinem Gefühl, dass Dir der einzige Ratgeber ist und sich auf das Hier und JETZT und GENAU SO und eben „nicht doch lieber ein bisschen anders, ein bisschen optimierter“ bezieht? 

 

Übung: 

 

Bitte setze Dich ganz ruhig hin auf einen Stuhl, die Füße in gutem Kontakt mit dem Boden, den Rücken aufrecht. 

Atme ein paar Mal ruhig ein und aus, richtig tief und gleichzeitig in Bauch und Brust. Wenn Du magst schließe die Augen. Frage Dich jetzt, wann Du das letzte Mal Angst empfunden hast. Wenn da nichts kommt schau nach Ärger oder Wut. Auch diesen Gefühlen liegt ja die Angst zugrunde, wie wir jetzt wissen. Versuche Dich in die Situation von damals hineinzuversetzen, bleibe dabei aber BEOBACHTER. Identifiziere dich nicht mir dem „Täter“ oder dem „Opfer“. Beobachte einfach. Wie hast Du Dich gefühlt in diesem Moment? Was für Gedanken waren da? Was hast Du Dir von dem oder den anderen Beteiligten gewünscht / erhofft / erwartet? Und wenn das Gefühl dann wieder ganz präsent ist: Wo kannst Du es körperlich fühlen? 

ALLES darf in diesem Moment da sein. Du musst NICHTS verändern oder „verbessern“. Was Du fühlst sind lange aufgestaute Gefühle, die zu ei-nem gewissen Zeitpunkt Deines Lebens abgelehnt wurden, meistens von Erwachsenen (Eltern, Lehrern), und für die Du Dich selbst in der Folge verurteilt hast. Du warst für diese alten Gefühle und deren Ablehnung NICHT verantwortlich! Heute aber bist Du tatsächlich verantwortlich, für das, was Du wie fühlst, und kannst es verändern. Transformieren. Und der erste Schritt dazu geht über die vollkommene Annahme dieser so oft verdrängten und nicht wahrgenommenen Gefühle. 

Beschließe Deine Übung wieder mit einigen tiefen Atemzügen und versprich Dir selbst, liebevoll verzeihend mit Dir umzugehen. Du hast nichts falsch gemacht. Niemals. Du hast so gehandelt, wie Du damals mit Deinem damaligen Wissen und Fühlen handeln konntest. Mit aller Kraft, die Dir damals zur Verfügung stand. Mehr ging damals nicht. Vergib Dir …

 

Tipp:

Wenn Du Dich lieber sprachlich führen lassen willst durch eine Übung oder eine Meditation findest Du unter www.die-liebe-und-ich.de/soforthilfe unsere auch hier aufgeführten sprachlichen Meditationen.

 

 

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